Tourbericht

Tour-Report: Weihnachtsmärkte in Franken vom 4. bis 7, Dezember 2008

Die Vagabunden, 18 Stück an der Zahl, trafen am Donnerstag, dem 4.12. aus allen Richtungen im schönen Frankenland ein. Manchen war der Wettergott hold gewesen, manche hatten sich über schneebedeckte Berge zu ihrem Ziel durchkämpfen müssen. Das war alles schnell vergessen, als man sich mit einem heissen Glühwein und Spekulatius in die richtige Adventsstimmung gebracht hatte.
Das nimmermüde Organisationskomitee, Rüdiger und Christiane, hatte inzwischen schon am Stellplatz in Windsheim Transportmöglichkeiten auffahren lassen, so dass den weiteren Unternehmungen nichts im Wege stand. Wir fuhren gemeinsam ins Nachbardorf Ickelheim in ein zünftiges Dorfgasthaus, das eigens für uns die Tore geöffnet hatte. Bei zünftigem Essen- wer kennt schon nördlich der Mainlinie Obatzter und blaue Zipfel- sowie gutem Bier und Wein wurden alte Freundschaften vertieft und neue Mitglieder in unserem Kreis aufgenommen. Der Präsident gab eine Übersicht über Mitgliedsentwicklung und laufende soziale Projekte. Er wirkte so überzeugend, dass eine spontane Sammlung für einen vom Schicksal geschlagenen, uns bekannten Krankenwagenfahrer aus Polen 430 € ergab, die durch einstimmigen Beschluss der Anwesenden aus Fellowshipvermögen auf 1000 € aufgestockt wurden.Weihnachtsmärkte
Nach ausgiebigem Frühstück oder längerem Ausschlafen fuhren am nächsten Morgen wiederum die von Rüdiger und Christiane bereitgestellten Equipagen vor, um uns ins eigentliche Herz Deutschlands, nach Rotenburg ob der Tauber zu bringen. Direkt an der Stadtmauer fand sich ein Parkplatz für diesen Tag. Durch ein Pförtchen in der Mauer führte der Fußweg dann mitten hinein in diese deutscheste aller Kleinstädte, die wegen ihrer liebenswerten Einzelheiten das Sujet romantischer Maler war und auch deswegen in der ganzen Welt berühmt ist. Wie man unschwer an dem Vielvölkergemisch von Touristen erkennen konnte, dass sich durch die engen Gassen schob. Nach einem Gang über den relativ kleinen „Reiterlesmarkt“ zerstreuten sich die Vagabunden in der Stadt, um einen Blick hierhin und dorthin zu werfen. Da wir nicht alle zusammen waren, kann ich nur von dem Erlebnis berichten, in der Stadtkirche St. Jacobus unversehens einem echten Riemenschneideraltar gegenüber zu stehen. Welch unvergleichliche Handwerkskunst und tiefes ästhetisches Empfinden! Da rede noch einer vom finsteren Mittelalter! 
Zur vorbestimmten Zeit trafen wir uns alle dann wieder in der Stadt vor einem der Geschäfte des ortsansässigen Freundes Wohlfahrt, in dem sich ein Weihnachtsmuseum befindet. Seine hochinteressanten Exponate zeigen auf dem Weg durch die Jahrhunderte, wie sich die Form des Weihnachtsfestes entwickelt hat, wie wir sie heute feiern. Wer weiß schon, dass der kerzengeschmückte Weihnachtsbaum erstmal im 15. Jahrhundert im Elsaß dokumentiert ist oder dass St. Claus mit dem roten Mantel im wesentlichen eine Erfindung der Firma Coca-Cola ist.  Nach dem Verlassen des Museums standen wir mitten im Verkaufsraum des Geschäfts. Allein der Rundgang durch dieses hätte ausgereicht, uns dieses Fest in jeder nur denkbaren Facette zu zeigen. Wir erfuhren, dass das Geschäft mit den Weihnachtsdevotionalien durchaus seinen Mann ernährt, der Freund hat allein in Rotenburg 3 Geschäfte und anderswo noch mehr, und zwar nicht nur als Stoßgeschäft kurz vor dem Fest, sondern das Jahr rund. 
Das muß mit der Bedeutung des Tourismus für die Stadt Rotenburg zusammenhängen. Wie wir beim abendlichen Essen in der „Glocke“ vom OB der Stadt, Freund Hartl, erfuhren, bezieht Rotenburg 30 % seiner Einnahmen aus diesem Gewerbezweig. Wer hätte nach dem Wiener Kongreß Anfang des 19. Jahrhunderts, als Rotenburg seine schwäbischen Besitzungen verlor und infolgedessen verarmte, ahnen können, dass sich der daraus folgende Stillstand so positiv für die Entwicklung der Stadt als Tourismus-Magnet auswirken würde.
Unser abendliches Zusammensein mit Besuchern aus dem ortsansässigen Club war im übrigen ein wiederum ein Beispiel für das, was man Ausländern so schwer nahe bringen kann, deutsche „Gemütlichkeit“, das enge Zusammensein mit Menschen, die ähnliche Interessen teilen und sich wohl gesonnen sind. Spontane Erklärungen der Beitrittswilligkeit zu den Vagabunden wurden geäußert. Wir werden sehen, ob dem Taten folgen ( Ist geschehen!).
Einen ganz anderen Weihnachtsmarkt lernten wir am nächsten Tag in Nürnberg kennen, in das uns unsere Reisemarschälle per Bahn gebracht hatten. Schon morgens war reger Betrieb in der ganzen Innenstadt, überall Buden mit dem , was so auf dem Weihnachtsmarkt gefragt ist. Und schon reger Zulauf von Menschen aus allen Teilen des Globus. Wir stiegen erstmal zur Entspannung auf die kaiserliche Burg über der Pegnitz, von wo man eine großartige Übersicht über die Stadt hat. Als wir dann nachmittags wieder nach unten gingen, hatte sich die Lage dramatisch geändert. Schon von weitem lag über dem Hauptweihnachtsmarkt eine dichte milchige Glocke von Bratwurstdampf. Näherkommend wurde der Gesamteindruck dann verstärkt durch intensives Glühweinaroma und Posaunenmusik. Und Geschäft, Geschäft, Geschäft und Menschen, Menschen , Menschen. Kein Wunder, das die Taschendiebe um diese Jahreszeit in Nürnberg Hochkonjunktur haben. Erschöpft ließen wir uns nach dem Durchkämpfen durch die Menschenmassen und diesem Kontrastprogramm zum Vortag im Bahnhof zu einem Kapucino nieder und sieh da, so nach und nach trudelten viele anderen Vagabunden in ähnlicher Verfassung ein. Nach der Heimreise ins friedliche Windsheim mussten wir alle erstmal eine kleine Pause einlegen. Um halb sieben wurden wir dann wieder zu einem kleinen Weg durch die Stadt abgeholt. Es ging ins Gasthaus des Freilichtsmuseums Bad Windsheim. Bei gut gebratenen Gänsen, vor unseren Augen kundig zerlegt, und dem einen oder anderen Getränk, auch hochprozentig, waren die Strapazen des Tages schnell vergessen. Schnell vergingen die Stunden bei lebhaften Gesprächen und Planungen für die nächsten Unternehmungen. Spät am Abend wanderten wir dann wieder durchs Städtchen in Quartier bzw. ins warme Womo.,
Am nächsten Morgen, nach einem ordentlichen Frühstück im Restaurant  der Frankentherme,
war das abwechslungsreiche und unsere Freundschaft vertiefende Treffen dann leider schon wieder vorbei und die Vagabunden machten sich davon, in alle Richtungen in Deutschland. Unser aller herzlichen Dank an die Organisatoren Rüdiger und Christiane, aber auch an Heinz und Waltraut, die uns einen bleibenden Eindruck über Franken zur Weihnachtsmarktzeit vermittelt haben!

Erdmann Dahm

 

 

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