Eindrücke und Erfahrungen über die Reise der rotarische Vagabunden nach Portugal
02.09.2017 – 29.09.2017
Von Ingrid Weyel 10.10.2017
02.09.2017
10 unternehmungslustige, nein wagemutige rotarische Vagabunden (die Ehepaare Demharter, Nobbe, Pfeiffer/Hirsinger, Thee und Weyel) beginnen eine Reise, die uns in entfernte, hoffentlich sonnige portugiesische Lande bringen soll.
Am 2.9.17 trafen wir uns in Bad Bellingen, nahe Basel. Dort wurde bei einem starkem Regenguss im Restaurant die Weiterreise besprochen.
03.09.2017
Von Bad Bellingen nach Clermont -Ferrand. Entfernung: 579 km. Wir wollten viele Kilometer schaffen, um dem schlechten Wetter zu entfliehen. Unterwegs machten wir zwei Pausen, die mit Bordverpflegung erledigt wurden. Wir fuhren auf der Autobahn, wo es ständig rauf und runter ging. Die Maut wurde korrekt bezahlt. Navis führten uns auf verschiedenen Wegen zum Camping Platz. Weyels fuhren z.B. noch durch einen Tunnel (2,50m br. und 3,20m h.).
Ingrid machte schnell die Augen zu.
04.09.2017
Über sehr kurvenreiche Straßen fuhren wir zur Autobahn, dann bis Biarritz. 554 km. Wir
passierten mehrere Mautstrellen.
05.09.2017
In Biarritz legten wir einen Ruhetag ein. Einige fuhren mit dem Rad ans Meer, andere
nach Biarritz-Stadt. Die ersten Düfte der Meeresluft sogen wir in uns ein. Am Abend
genossen wir gegrillte Köstlichkeiten der meisterhaften Grilltechnik von Ulrich, Karl und Henning.
06.09.2017
Bei 17 Grad starteten wir über Irun (bekannt durch Wechsel der Spurbreiten der Eisenbahn
bei Reise von Frankreich nach Spanien) gen Braganca, dicht hinter der portugisischen Grenze. Der Stellplatz lag unterhalb einer Burg. Diese erklommen wir, um auf der Burgterrasse eine oder zwei Sangrias (!?!) zu trinken.
07.09.2017
Von Braganca starteten wir über Populo, Pinhao nach Porto. Auf der kurvigen Höhenstraße
im Tal des Douro-Flusses fuhr Klaus unser WoMo. Ich wäre wie eine Schnecke gefahren. Natürlich fuhren wir auf der gefährlichen Südseite, ca. 150 km bis Porto. Bei den vielen Kurven hatte ich die meiste Zeit Angst. Aber eine traumhaft schöne Landschaft ! Nur für ängstliche Menschen nie wieder so eine Straße !!! Dann erlebten wir, was es heißt, über vier Mautgesellschaften in einem Land nicht Bescheid zu wissen. Da wir einmal das Ticket nicht gezogen hatten, sollten wir € 58,80 bezahlen, darin enthalten 50 € Strafe. Drei von uns bezahlten und zwei nicht. Mal sehen, was noch kommt!
08.09.2017
Porto. Wir sind morgens mit dem Bus in die Stadt gefahren. Der Linienbus fuhr durch
Straßen, die nicht einmal zum Mittelalter passten. Es passte kein Löschblatt zwischen
Bus und Hauswand. Was machen die Menschen, wenn sie aus dem Haus treten wollen? Wir machten dann in Porto zuerst eine Busfahrt mit dem offenen Sightseeingbus – das war eine Erholung für die Füße. Die deutschen Informationen im Bus per Kopfhörer und in den Pausen die Fado-Musik ließen uns geruhsam die Sehenswürdigkeiten genießen. Danach speisten wir in einem sehr schönen Lokal unten am Douro-Fluss zu Mittag. Dann stiegen wir hoch zu einem Bummel in die Altstadt. Sehr beeindruckend war der Bahnhof von Porto. Die Wände sind meterhoch mit blauen Kacheln – Azulejos - ausgeschmückt.
Zurück ging es wieder mit dem Stadtbus durch enge Straßen, gerüttelt und geschüttelt, zum Platz in Vila Nova de Gaia.
09.09.2017
Von Porto ging es weiter nach Aveiro, dem portugiesischen Venedig. Die meisten von
uns unternahmen eine Bootsfahrt mit den venezianisch nachgebauten Gondeln auf
den Kanälen. Uwe und ich saßen in einem Cafe und unterhielten uns über Gott und
die Welt, bis wir über Ängste sprachen und wie man sie bekämpfen kann. Danke
Uwe!! Anschließend ging die Fahrt weiter nach Nazare, wo wir abends noch mit den Rädern
hinunter an den großartigen weiten Strand radelten, zu einem Sundowner. Zurück hatten wir bergauf – dank E-Bikes – (bis auf Karl) keine Probleme.
10.09.2017
Das Kloster Batalha mit seiner riesigen Kirche war sehr beeindruckend. Von hier ging
es nach Fatima, dem weltbekannten Wallfahrtsort. Leider waren alle Parkplätze überfüllt. Es war ja Sonntag und 50000 Menschen pilgerten zu Fatima, die der Jungfrau Maria dreimal begegnet sein soll. So blieb den meisten von uns der Blick auf die Wallfahrtsstätte verwehrt.
Einen außergewöhnlicher Anblick bot uns die Kleinstadt Obidos. Hier schoben sich die
Menschenmassen zu Fuß zur Burganlage, dann durch schmale Fußgängergassen, mit
enorm vielen Andenkenläden, es war ein großes Gedränge. In den Nebengassen
bewegten sich viel weniger Menschen. Einige genossen in kleinen Bars den Ginja d'Obidos (Kirschlikör) und die Schönheit dieser bedeutendsten Ministadt von Portugal. Um 16h brachten wir die letzten 24km hinter uns nach Sao Martinho do Porto. Der Campingplatz liegt direkt an einer muschelförmigen Bucht des Atlantik. Das Wetter blieb weiterhin gut, doch die Frische des Meeres umhüllte hier schon die Womos.
11.09.2017
Langsam stieg der Seenebel. Die Womos waren reisefertig. Weiter ging es Richtung
Lissabon. Bevor wir dort ankamen, führte uns die Straße, ohne Maut, zum Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt Kontinental-Europas, ein Highlight.
Die enge Küstenstraße zurück nach Sintra war dann eine große Katastrophe. Busse, Womos, Pkws, alles hatte sich total fest gefahren auf der Bergstraße rauf und runter. Ein Linienbus und Ullis Wohnmobil kamen nicht aneinander vorbei, erst nach viel Rangiererei. Hier ein Gehupe, da ein wildes portugiesisches Lamento, es ging nichts mehr. Na, ja, irgendjemand wird schon rückwärtsfahren – das waren dann wir deutschen Wohnmobilisten. Da löste sich das Chaos - ohne Polizei - plötzlich wieder wie durch ein Wunder auf, und kein Auto hatte eine Schramme. Na also, es geht doch. In Lissabon angekommen – auf dem Campingplatz in einem weiten Waldgelände, suchte jeder seinen Stellplatz. Wunderbar. Ein Schwimmbad auf dem Platz lud uns zum Baden ein.
12.09.2017
Der erste Tag in Lissabon – ein Ruhetag - nach viel Fahrerei an den Vortagen! Nach dem Frühstück ging die Suche nach einem Supermercado los. Auf die Räder und los, aber wo ist der Weg? Aufgestiegen, abgestiegen, Menschen gefragt, Smartphone in Tätigkeit gesetzt, bis wir schließlich durch mehrere Kreisel fuhren, wo wir uns unter Lebensgefahr in die Auto-
schlangen eingereiht hatten und dann den Supermercado fanden. Abends wurde ausgiebig Fisch, den Eva großartig, nein kenntnisreich eingekauft hatte, gegrillt. Ulrich und Henning grillten Fleisch und Fisch, während Karl das Gemüse grillte. Danach genossen wir die
musikalische Begleitung per Akkordeon durch Uwe. Wir wagten sogar einige Lieder
mitzusingen.
13.09.2017
Mit einer Sightseeing-Bustour ab Campingplatz ging es mit Deutschen und Franzosen zur Besichtigung des Stadtteil Belem (Hieronymuskloster, Turm von Belem), der unteren Altstadt, der Alfama, bis zur Belvedere-Aussicht über der Stadt.
Wieder zurück, wurde abends noch ein fast schwarzer Rotwein von Karl und Ulrich kredenzt.
14.09.2017
Tag zur freien Verfügung. Uwe und Mechthild machten eine Tour mit dem Womo zu
den um Lissabon liegenden Schlössern Richtung Sintra. Henning, Eva, Ulrich, Elfriede, Karl und Brigitte fuhren mit dem Bus vom Campingplatz noch einmal in die Stadt, um diese
zu Fuß weiter zu erkunden. Sie fuhren dann noch mit der historischen Tram-„Linie 28“ hoch in die obere Alfama zum Castelo de São Jorge hoch über Lissabon. Klaus und Ingrid fuhren mit dem Rad den Berg hinauf zum Miradouro Panorâmico de Monsanto, um eine
fantastische Aussicht über Lissabon zu genießen. Abends haben wir zusammen
noch einmal Sangria genossen.
15.09.2017
Lisboa ade. Auf ging es in Richtung Porto Covo über die gewaltige „Ponte 25 de Abril“ über den Tejo. Danach Zwischenstop zum Tanken und im nahegelegenen Supermarkt „Jumbo“ wieder neue Vorräte besorgt. Jumbo, im wahrsten Sinne des Wortes, riesig. Erst die
Kleidungsartikel, dann technischen Geräte und Keramikartikel und ganz hinten an der
Wand Fisch - und Fleischwaren. Wie bei uns. Weiter ging es in Richtung Porto Covo (173 km). Raus aus der Großstadt, hinein in die Natur. Wir fuhren entlang an der Serra
de Grandola. Es begannen die hektargroßen Besitztümer, die mit Korkeichen
bepflanzt sind. Je näher wir nach P.C. kamen, desto dichter wurde der Baumbestand
und zu meiner Angst, es wurde wieder etwas bergiger und kurvenreicher. Aber Porto Covo entpuppte sich als malerischer kleiner Küsten-Badeort – der noch weitgehend ursprünglich geblieben war. Zur Entspannung gab´s um 17.00 Uhr gemeinsames Grillen. Es gab Wein und Bier und als Nachtisch gab es eine Torte. Ein Geschenk von Klaus und Ingrid zum Hochzeitstag von Eva und Henning.
16.09.2017
Tag zur freien Verfügung. Man konnte mit dem Rad fahren oder zur Steilküste
laufen. Vier wagemutige Vagabunden, Mechthild, Uwe, Ulrich und Klaus stiegen
behende die steile Treppe mit dem Eisenhandlauf hinab zu der Brandung. Sie wollten
partout den Schaum des Meeres an ihrem Körper spüren. Nach ihren Erzählungen
waren sie nun stolze Atlantikschwimmer. Wie kalt oder warm das Wasser war, konnte
man bei der Rückkehr zum Campingplatz an ihren Antlitzen nicht mehr erkennen. Auf jeden Fall: das Wasser war salzig. Am frühen Abend aßen wir in einem guten Pizzalokal italienisch.
Wohl gesättigt aber müde ging es zurück zum Womo, ob zum Fernsehen mit Soap-opera, oder Nachrichten, oder zum Kuscheln. Alles ist in unseren Miniheimen ja möglich!
Na, dann gute Nacht! Ein schöner Tag neigt sich dem Ende.
17.09.2017
Weiterfahrt zum Praia da Cordoama. Nach steilen An- u. Abwärtsfahrten öffnete sich
vor unseren Augen eine Traumbucht mit schäumender Brandung des Atlantik. Wieder sind
Vagabunden (Mechthild, Henning und Ulrich) mutig bis zum Bauch in die Brandung
gestiegen, während zwei Damen, Elfriede und Eva, genussvoll dem planschenden
Treiben der Vagabunden zusahen. Elfriede geht es nach ihrem Radsturz vor 2 Tagen wieder etwas besser. Sie lacht wieder, wenn auch unter Schmerzen- und sie versteht Spaß.
(Jetzt nachträglich weiß ich, daß es ein Anbruch im re. Oberschenkel (eine Fissur) war, verdammt !!!)
Bevor wir zum Campingplatz nach Sagres fuhren, machten wir einen Abstecher zum Cabo de São Vicente. Hier genossen wir „die letzte Bratwurst vor Amerika“.
In Sagres blieben wir für eine Nacht und fuhren am nächsten Morgen nach Lagos.
18.09.2017
In Lagos angekommen, wurde ein Rundgang durch die Stadt unternommen.
Phönizier, Karthager, Römer, Griechen und Engländer hinterließen ihre kulturellen
Spuren. Das älteste Bauwerk der Stadt, die Festung, errichteten die Phönizier.
Anschließend ging die Weiterfahrt nach Quarteira. Zum Abschluss dieses Tages gab es
ein genussvolles gemeinsames Abendessen beendet.
19.09.2017
Jeder genießt die Zeit auf seine Weise. Strandgang ist angesagt. Einige von uns
erkunden die fast 2km lange Promenade mit dem Fahrrad. Wir fuhren über den
Fischereihafen hinaus zu den exklusiven Hotels, die fast leer waren. Es begann ja die
Nachsaison. Es wurden bei der Rückkehr in kleinen Cafes große Eisbecher mit
Genuss vertilgt. Das Bad im Pool des Platzes war anschließend sehr erfrischend. Die
Kühle des Abends war in die Womos eingezogen. Man sitzt noch gemütlich bei Bier
oder Wein und lässt den Tag ausklingen.
20.09.2017
Auch dieser Tag stand zur freien Verfügung. Morgens genossen wir die von Ulrich
besorgten frischen Brötchen, dann ging es wieder schwupp auf das Rad Richtung
Promenade und Innenstadt. Hier haben wir uns die seltsam wirkenden kunstvollen Häkeleien im Rathaus angesehen. Viele Geschehnisse des täglichen Lebens wurden mit
Häkelarbeiten ummantelt und auf eine eigentümliche Art künstlerisch dargestellt. Ich
denke immer an Topflappen aus der Kindheit. Wie kommt man nur auf so eine Idee
sich bis ins kleinste Detail so viel Mühe zu machen !?
Mechthild, Uwe und Henning sind mit ihren Räder an die Steilküste zur Praia da Falésia grfahren.