Nach Eintreffen auf dem Stellplatz an der Sportanlage Süd in Augsburg
wurden die Vagabunden von Karl Demharter auf das Herzlichste begrüßt. Ein Willkommenstrunk und
anschließender kleiner Waldspaziergang unter Führung von Brigitte und Karl Demharter bereiteten uns
auf das gemeinsame Abendessen vor. Vor dem Essen dankte Präsident Rüdiger Götz unseren
Augsburger Freunden für die gute Vorbereitung des Treffens und wünschte den Freundinnen und
Freunden, die krankheitsbedingt absagen mussten, eine gute Genesung. Als Gastgeschenk verteilten
Brigitte und Karl für jedes Paar ein sogenanntes Schlossertuch plus Zirbelnüsschen.
Wir fuhren mit der Straßenbahn (von alten Augsburgern auch „Funkenchaise“
genannt) in die Altstadt, wo wir zunächst die Synagoge, ein im 3. Reich nicht zerstörtes prachtvolles
Jugendstilgebäude besichtigten. Die uns führende Frau Schilling berichtete, dass der Rabbiner Brandt
es als großes Wunder bezeichnete, dass das Haus die Progromnacht und den Bombenkrieg überlebt
hat. Die goldverzierte 99 Jahre alte große Kuppel mit ihren einzigartigen Symbolen hat uns sehr
beeindruckt. Frau Schilling berichtete, dass sich bei den heutigen Nutzern der Synagoge, die auch als
jüdisches Kulturzentrum und Museum dient, um eine liberale, offene Gemeinde handelt, die 1500
Mitglieder zählt, von denen ca. 99 % aus der ehemaligen Sowjetunion stammen.
Nach der Synagogenführung trafen wir Frau Kämmerling, die uns durch die Augsburger Altstadt führte.
Der Rundgang wurde lediglich durch ein gemeinsames Mittagessen in der Gaststätte „Bauerntanz“
unterbrochen und begann im Karmeliterkloster St. Anna, in dem Martin Luther wohnte, als er sich unter
Todesgefahr endgültig zu seinen 95 Thesen bekannte. Frau Kämmerling schilderte ausführlich die
Hintergründe des Aufenthalt Luthers in Augsburg und machte uns auf Gemälde aus der Cranach-
Werkstatt ebenso aufmerksam wir auf die Patriziergrablege.
Nachdem wir St. Anna verlassen hatten zeigte die Stadtführerin uns Deutschlands ältesten Schulbau
und das Gebäude der ersten öffentlichen Bibliothek in unserem Lande. Das Zeughaus, die
Fuggerhäuser und das Rathaus mit Ratsturm und Goldenem Saal waren die nächsten Ziele unseres
Spaziergangs. Insbesondere der 1615 konzipierte, 560 m große Goldene Saal mit seiner
schmuckvollen und symbolträchtigen Ausgestaltung hat alle sehr beeindruckt.
Nachdem Mittagessen gingen wir am Bert Brecht Haus vorbei zur Fuggerei, der ältesten Sozialsiedlung
der Welt. Unterwegs lernten wir die Unterschiede zwischen Unterstadt und Oberstadt kennen. Die 1521
von Jakob Fugger als Wohnsiedlung für bedürftige Bürger gestiftete Fuggerei umfasst 67 Häuser mit
140 Wohnungen, in denen zur Zeit 150 Menschen zu dem seit fast 500 Jahren unveränderten Mietpreis
in Höhe eines rheinischen Guldens (0,88 €) wohnen. Frau Kämmerling zeigte uns sowohl eine als
Museum erhaltene Wohnung im ursprünglichen Zustand als auch eine modern eingerichtete Wohnung.
Sie erläuterte uns darüber hinaus die Hintergründe des Reichtums und die Finanzpolitik der Familie
Fugger.
Im Mittelpunkt des Abends stand der Besuch der Augsburger Puppenkiste. Hier hatten wir Gelegenheit,
nach Einnahme eines Abendessens und Besuch des Museums im Marionettentheater Friedrich
Dürrenmatts Satire „Der Prozess um des Esels Schatten“ zu sehen.
Wer kennt sie nicht :
- Urmel aus dem Eis mit Frau Waas
- Jim Knopf der Lokomotivführer und die wilde 13
- die Blechtrommelarmee
Der Vormittag wurde durch den 2. Teil des Stadtrundgangs ausgefüllt. Die St.
Moritzkirche, das Weberhaus (Zunfthaus der Weber) und das Schaetzlerpalais wurden uns neben dem
Merkurbrunnen und dem Hotel „Drei Mohren“ gezeigt. In dem Rokoko-Palais (Schaetzlerpalais) sahen
wir uns den nach dem Vorbild von Versailles gebauten Spiegelsaal an und erfuhren weitere
Hintergründe über den Reichtum der ehemaligen Freien Reichsstadt Augsburg und seiner Patrizier,
neben den Fugger beispielsweise auch der Welser. So war wegen des Bedarfs an Baumwolle und
Rohrzucker auch
Manchmal kann man nur staunen .....
Am späten Nachmittag trafen sich alle auf dem Stellplatz, zum gemeinsamen Fototermin. Bei dieser
Gelegenheit wurde Frau Unterreithmeier von der Gruppe SOLWODI – Solidarität mit Frauen in Not –
eine Spende von 3000 € (je 1000 € rotarische Vagabunden, RC Augsburg Römerstadt sowie Brigitte
und Karl Demharter) übergeben.
Unterstützung für Solwodi in
Augsburg
Auszug aus der Webseite von Solwodi :
Die sprunghaft gestiegene Zahl
Asylsuchender ist in
unserer Arbeit deutlich bemerkbar. Es sind vor allem die Frauen, die unter der weltweit zunehmenden Gewalt leiden. Sexualisierte Misshandlungen vor, während und nach der Flucht sind neben
den vielen schrecklichen Erlebnissen schwere
Bürden, die eine intensive
und umfassende Betreuung nötig machen. Die Zusammenarbeit mit
Flüchtlingsunterkünften, dem Bezirkskrankenhaus und anderen führte zur Erkenntnis, dass Alleinreisende und Alleinerziehende in Sammelunterkünften nicht die Unterstützung erfahren, die sie brauchen,
um sich zu stabilisieren und integrieren zu können. In verschiedenen Gremien und bei PolitikerInnen forderten wir wiederholt ein von Männern getrenntes Wohnen und Leben für geflüchtete
Frauen.
Am Abend wurde das festliche 10 jährige Jubiläum der rotarischen Vagabunden mit Sektempfang,
Kulturprogramm (Daniela Nehring und Stefanie Knauer erinnerten musikalisch an Berthold Brecht, aber
auch Georg Kreisler und Hildegard Knef) und Festvortrag des Präsidenten Rüdiger Götz. Darüber
hinaus ehrte unser Präsident die anwesenden Gründungsmitglieder der Fellowship insbesondere den
Ehrenpräsidenten Jürgen A. Schulz.
Wir blicken nicht ohne Stolz auf das 10-jährige Bestehen der Vagabunden zurück und bedanken uns bei unseren -Gründungsmitgliedern- und allen anderen rotarischen Freunden, die durch ihr erhebliches
Engagement die Basis für eine lebendige rotarische Fellowship legen.
Neben vielen wunderschönen gemeinsamen Reisen und den dabei entstandenen Freundschaften zwischen Nord und Süd, tragen wir mit der Fellowship auch den rotarischen Gedanken in die Welt und ünterstützen
vielfältige Projekte, um unsere Welt -ein bisschen besser zu machen-.
Wir haben Grund zum Feiern !!
Wie üblich endete die Augsburg Fahrt mit einem gemeinsamen Frühstück und
nochmaligen Dank an die Ausrichter sowie einem Ausblick auf die künftigen Fahrten.
An dem Treffen bei zwar kühlem aber sonnigem Herbstwetter haben 51 Vagabundinnen und
Vagabunden teilgenommen.
Klaus Nielsky
1. Sekretär