Zur 22. Vagabundenfahrt trafen sich 25 Teilnehmer mit 13 Wohnmobilen in Kiel. Anschließend in gebotener Kürze der von Norbert Meik gefertigte Tourbericht:
04.06.
Einschiffen Kiel, Ostuferhafen, Abfahrt 14.00 Uhr nach Klaipeda. Wir starten bei grauem und kühlem Wetter, doch bereits auf der Ostsee erwartet uns ein klarer Abendhimmel und deutet auf gutes Wetter
hin, welches uns fortan begleitet. Das Einparken auf dem Schiff ist schon eine Herausforderung. Freund Bischoff hat sich auf seine Weise auf die Reise vorbereitet und überrascht uns mit Gedichten von
Heinz Erhardt. Das wird er fortan jeden Abend tun.
05.06.
Ankunft in Klaipeda 12.30 Uhr. Wir werden von Anna und
Mathias, unseren Reisebegleitern, empfangen. Weiterfahrt im Konvoi nach Vente im Südosten Litauens am Kurischen Haff. Wir werden abends begrüßt von einer Trachtengruppe mit Gesang und Tanz und einem
regionalen Essen und genießen den ersten Abend am Haff.
06.06.
Mit dem Bus fahren wir nach Klaipeda, erkunden zu Fuß die Stadt, die mehr durch den Hafen als durch Stadtarchitektur geprägt ist, aber erfahren auch schon viel über die aktuelle Situation Litauens.
Wie selbstverständlich wird uns am Simon-Dach-Brunnen sehr eindrucksvoll das „Ännchen von Tharau“ von jungen Leuten präsentiert. Das Gewächshaus des Herrenhauses Kretinga (jetzt Museum und
Restaurant) dient uns als Speisesaal für das Mittagsmahl. Ein Spaziergang am sonnigen Memeldelta an der Grenze zum Oblast Kaliningrad rundet den langen Tag ab.
07.06.
Mit einem Boot fahren wir über das Kurische Haff zum Künstler- und Fischerdorf Nida auf der Kurischen Nehrung. Viele Treppen führen uns zur Spitze der Düne mit einem herrlichen Blick bei schönstem
Sonnenschein über Haff und Ostsee. Der Nachmittag gehört dem Spaziergang zum Thomas-Mann-Haus und einem Besuch beim Künstler Eduardas Jonusas, dessen Werke durch seinen Gulag-Aufenthalt dominiert
werden.
08.06.
Trotz Ruhetag besuchen wir die erste Vogelstation Europas in Vente. Wir werden eindrucksvoll geführt von Professor Leonas Jezerskas (94 Jahre), wir lernen auch den Vogel Rauhfußkauz kennen. In den
letzten 25 Jahren wurden dort 1.600.344 Vögel beringt.
09.06.
Es fällt uns schwer, den wirklich schönen Platz zu verlassen. Wir fahren in zwei Gruppen nach Nordosten in den Nationalpark Zemaitija. Wir übernachten exklusiv auf dem Gelände einer ehemaligen
sowjetischen Kontinentalraketenabschußbasis und werden über die Entwicklung der nuklearen Abschreckung informiert. Das ist auch Thema beim hochsommerlichen Tagesausklang. Gut bewacht verbringen wir
die Nacht.
10.06.
Weiterreise nach Riga, als Zwischenziel haben wir den Berg der Kreuze (Krizius Kalnas), das Nationalheiligtum der Litauer, gewählt. Nach dem Mittagsimbiss an Mathias Marketenderwagen wenden wir uns
nach Norden und besuchen kurz hinter der lettischen Grenze das Schloss Rondale mit seinem wieder neu angelegten bezaubernden Barockgarten. In Riga hat Mathias bereits alles für ein russisches
Schaschlik hergerichtet.
11.06.
Erkunden der Stadt Riga am gegenüberliegenden Ufer der Daugava auf eigene Faust, leider bei kaltem und z.T. regnerischem Wetter. Dennoch sind alle Vagabunden unterwegs.
12.06.
Bei schönstem Wetter führt uns die Stadtführerin Liga durch Riga, nachdem ein Brand des Busses abgewendet werden konnte. Die Altstadt und der Jugendstilbezirk von Riga ist unser Ziel. Am Abend
treffen wir die rotarischen Freunde des RC Riga Baltic auf dem Dampfer Mississippi zu einer Fahrt auf der Daugava. Die rotarischen Freunde von Riga haben die Fahrt extra für uns anders terminiert,
damit wir daran teilnehmen konnten. Danke dafür!
13.06.
Der Präsident des Rigaer Clubs hat für uns eine Führung im Okkupationsmuseum organisiert. Juris, ein junger Lette, führt uns sachkundig und mit Herzblut durch die Geschichte Lettlands während der
russischen Besetzung. Tief beeindruckt verlassen wir das Museum und wenden uns den Zeppelinhallen zu, ein Markt auf 57.000 m².
14.06.
Mühsam quälen wir uns durch den Verkehr der morgendlichen Rushhour und die Baustellen aus Riga heraus und genießen dann die Fahrt entlang der Daugava Richtung Südost. Unser Ziel Aglona, dort wollen
wir die mitgebrachten Spenden übergeben. Uns wird ein großer, offizieller „Bahnhof“ bereitet: Bürgermeister, Presse, Sozialarbeiter, eine Tanz- und eine Singgruppe und ein Büffet! Wir verbringen
einen wunderschönen Sommerabend am See mit heimischen Gerichten, Musik und Tanz.
15.06.
Bei regnerischem Wetter machen wir uns auf zur Basilika, unglücklicherweise wird sie gerade renoviert und ist vollständig mit Holzgerüsten ausgefüllt; dennoch eine sachkundige und interessante
Führung durch einen Pater. Wir wenden uns südwärts und erreichen in Litauen im Nationalpark Aukstaitija einen Campingplatz (Paluse) gehobenen Standards. Wegen des Regenwetters findet unser
allabendliches Meeting in der Hütte statt.
16.06.
Wir fahren auf gut ausgebauter Strasse weiter südwärts Richtung Vilnius. Die Mittagspause verbringen wir in und am Europos-Parkas, einem Skulpturenpark der seinen Namen verdient und uns den nötigen
Schatten spendet. Noch ein kleiner nördlicher Haken führt uns zur geografischen Mitte Europas. Anschließend schlagen wir unser Lager für die nächsten Tage in Vilnius auf, der Platz liegt in
unmittelbarer Nähe der Neris.
17.06
Die Besichtigung von Vilnius beginnt mit einer Exkursion in den Regionalpark Trakai mit der gleichnamigen Wasserburg. Anschließend der geführte Stadtrundgang in Vilnius beginnend am Tor der
Morgenröte. Ohne weite Wege erschließt sich uns diese schöne Stadt mit den unzähligen Kirchen.
18.06.
An diesem Ruhetag ruht keiner, in kleinen Gruppen wird Vilnius individuell nach Interessenlage erkundet; dazu zählen insbesondere die freie Republik Uzupis und die Universität. Abends essen wir
gemeinsam selbst gemachte Kartoffelpuffer.
19.06.
Der Spagat in diesem Land zwischen Arm und Reich wird uns beim Besuch des Einkaufszentrums Akropolis sehr deutlich vor Augen geführt. Die Unterschiedlichkeit und die Größe der Stadt Vilnius
betrachten wir am Abend beim Essen vom Fernsehturm aus.
20.06.
Über das Unesco-Welterbe Kernave, der vermuteten ältesten Hauptstadt Litauens, fahren wir nach Kaunas. Hier scheint in vielen Bereichen die Uhr stehen geblieben zu sein. Der Renovierungsbedarf ist
sehr hoch. Nach einer Stadtführung bewegen wir uns memelabwärts zum Campingplatz in der Nähe von Siline und zelebrieren unseren Abschiedsabend.
21.06.
Der Vormittag wird an der Memel individuell gestaltet. Wir verabschieden uns von Mathias und Anna, unseren Reisebegleitern, und schiffen uns in Klaipeda zur Fahrt nach Kiel ein. Wieder ein sonniger
Abend auf See.
22.06.
Nach ruhiger Überfahrt planmäßige Ankunft in Kiel um 18.00 Uhr. Hier verabschieden sich vier Freunde, alle anderen bleiben noch eine Nacht zusammen in Grevenkrug.
Bericht: Norbert Meik